2250€ Entschädigung für Schimmel: Ich habe nur noch gewaschen, weggeschmissen und gesprüht

Erst brach die Terrassentür aus den Scharnieren, dann kroch Schimmel in ihrer Wohnung aus allen Poren: Waffeleisen, Kleidung, Sofa - den halben Hausrat mussten Isabell und ihr Freund wegschmeißen. Denn ihre Souterrain-Wohnung war hoffnungslos durchfeuchtet. Den Vermieter hat das nicht interessiert. Die Kosten gegen den Schimmelkampf und Kopfschmerzen trieben sie schließlich aus der Wohnung. Am Ende hat das Paar über wenigermiete.de zumindest eine Entschädigung erstritten: rund 2250€.

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Ihr habt mit einer besonders hartnäckigen Durchfeuchtung Eurer Wohnung zu kämpfen gehabt. War davon bei der Besichtigung nichts zu sehen?

Nun ja. Ich fand die Wohnung wunderschön. Es war ein Garten mit dabei und sie war drei Minuten von der Arbeit entfernt. Bei der Besichtigung fiel auch Licht herein. Später habe ich realisiert: Nordgarten, die Besichtigung war also perfekt zeitlich abgestimmt…

Also war nichts zu sehen?

Es gab ein paar Stellen, die waren etwas dunkler. Ich nahm an, vielleicht hat ein Raucher vorher drin gewohnt… später stellte sich heraus, da wurde übergemalt und der Schimmel kam schon langsam wieder heraus.

Wie lange hat es gedauert, bis Euch das Problem richtig bewusst wurde?

Wir sind im Frühling eingezogen, zum Winter hin wurden die frisch überstrichenen dunkleren Ecken der Wände dunkel bis schwarz. Wir haben dann angefangen die Hausverwaltung anzurufen, aber dort war nur zu sehr eingeschränkten Zeiten jemand zu erreichen. Entweder wir hingen ewig in der Warteschleife oder wir wurden immer wieder hingehalten und vertröstet.

Also habt Ihr gar nicht mit der Verwaltung darüber gesprochen?

Doch, wir haben nicht locker gelassen, E-Mails geschickt und immer wieder angerufen. Die Verwaltung hat dann gut 10 Wochen später einen Sachverständigen geschickt. Der hat uns aber nur gesagt, dass wir selbst Schuld sind, weil wir nicht korrekt heizen und lüften.

Und damit habt Ihr Euch zufrieden stellen lassen?

Wir fanden das seltsam. Es war ja nicht unser erstes Zuhause. Aber das Erste, dass von Schimmel befallen war. Wir lüfteten also wie verlangt und ich habe angefangen zahlreiche Dosen des Schimmelentferners “Schimmel X” zu kaufen, um die Flecken zu bekämpfen. Zur täglichen Hausarbeit gehörte nun regelmäßiges Fleckentränken mit Gegengift.

Wann war der Punkt erreicht, an dem Ihr das nicht mehr hinnehmen wolltet?

Im zweiten Winter ist die Terassentür kaputt gegangen, weil die Scharniere in der Wand komplett durchgerostet waren. Die Tür war schon eine Weile recht schwerfällig, worüber ich die Hausverwaltung per E-Mail informierte. An einem Samstagabend fiel sie mir dann entgegen und ich fing sie auf. Wahnsinn. Bis Montagnachmittag musste ich die Zwangsbelüftung mit Decken zuhängen. Es war Februar und eiskalt.

Und die Hausverwaltung war immer noch der Meinung das liegt an Eurem Lüftungsverhalten?

Sie schickten dann einen Handwerker, der die Scharniere austauschte. Der meinte, die ganze Wand sei nass, unsere Souterrain-Wohnung sei genauso wenig bewohnbar wie der Keller auf derselben Ebene. Bewohnte man diesen, würde er ebenfalls anfangen zu schimmeln. Die Außenwände seien schließlich in keinster Weise gedämmt. Und wo Menschen atmen, kochen, duschen, schlafen und leben, entwickelt sich Schimmel an Kältebrücken. Wir waren umgeben von Kältebrücken. Da haben wir angefangen über Entschädigung nachzudenken und das auch gegenüber der Hausverwaltung zu fordern…

Wie hat die Hausverwaltung reagiert?

Endlich besuchte uns der Inhaber der Hausverwaltung. Er zeigte sich einsichtig, man sah und roch den Schimmel. Er kündigte einen weiteren Besuch mit Architekten und dem Hausbesitzer an, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Bis es zu diesem zweiten Besuch kam, vergingen drei Monate. Wir haben nicht locker gelassen und angedroht, Mietanteile einzubehalten. Ich meine, ich habe ja nur noch gewaschen oder weggeschmissen. Der Schimmel kroch aus allen Poren. Jacken, Schuhe, Taschen, Waffeleisen - alles hat den Schimmel angenommen. Und von überall kam er her: aus den Schubladen, Ecken, unter dem Sofa. Und die Gesundheit, bei mir ging es dann mit Kopfschmerzen los…

Und dann?

Es gab einen zweiten Besuch vom Chef, zusammen mit dem Hausbesitzer und einem Architekten. Der meinte dann, dass eine Lüftung eingebaut werden muss und die Heizung zu knapp bemessen ist. Außerdem müsste die komplette Wohnung von innen gedämmt werden. Das sollte dann allerdings alles gemacht werden, während die Mieter in der Wohnung sind. Da ist es dann über mich gekommen und ich preisgegeben, dass wir uns ein Altbauhaus gekauft haben und im kommenden Sommer ausziehen werden. Mein Vorschlag war, bis dahin die verbleibenden vier Monate einfach keine Miete mehr zu zahlen. Danach wäre die Wohnung frei und könne in aller Ruhe grundsaniert werden. Und das war natürlich der größte Fehler überhaupt, danach haben die überhaupt gar nichts mehr gemacht, haben auf kein Schreiben, keinen Anruf mehr reagiert.

Deshalb habt Ihr dann geguckt, wer Euch helfen kann…

Genau. Wir haben auf Google gesucht, und sind dann recht schnell auf Eure Website gestoßen.

Und dabei seid Ihr auf uns aufmerksam geworden?

Genau. ich war leider nicht rechtsschutzversichert. Solche Ansprüche per Anwalt durchzusetzen kostet ja schnell über 1000 Euro. Selbst den Gutachter hätten wir vorab bezahlen müssen und der nimmt locker ab 400 Euro aufwärts für seine Prüfung. Und wir hatten schließlich gerade ein Haus finanziert. Über Google bin ich dann auf die Seite gekommen und fand das ganz toll…

Hattet Ihr keine Bedenken? Wenigermiete.de ist schließlich ein recht neuer Service…

Nicht wirklich. Mich hat einfach überzeugt, dass keine Kosten anfallen wenn ihr scheitert. Mir war es zu diesem Zeitpunkt wichtig, überhaupt etwas zu tun und sich zur Wehr zu setzen. Endlich mal Paroli zu bieten. Ich wollte, dass jemand anderes für mich tätig wird, nachdem wir solange selbst schon damit zu kämpfen hatten.

Wie hat der Vermieter darauf reagiert, dass Ihr uns eingeschaltet habt?

Im August war die Übergabe der alten Wohnung. Ich fühlte mich gut beraten durch euch. Ich hatte eine weitere Zeugin dabei, die auch das Übergabeprotokoll unterschrieb und einen 20-minütigen Videofilm zum Zustand der leergeräumten Wohnung auf dem Handy gedreht hatte. Es war unfassbar, was hinter unseren Möbeln an den Wänden sichtbar wurde. Der Chef der Hausverwaltung selbst machte die Übergabe, wieder in Begleitung seines Architekten und versuchte dabei, mich zu einer Einigung ohne euch zu überreden. ‘Man könne doch über alles reden…’ ich sagte ihm nur, das hätte ich lange genug getan, und heute kein Interesse mehr daran. Er wurde dann gnatzig und schrieb winzige kleine Mängel auf, wahrscheinlich, damit ich Angst um meine Kaution bekomme. Ich konnte nur noch grinsen. Was aber wirklich übel war: Sobald der Schlüssel übergeben wurde, sagte er, ich könne jetzt nichts mehr beweisen. Aber ich hatte ja noch mein Video...

Wie lange hat der Prozess gedauert?

Es dauerte ein paar Monate ab der Übergabe. Es sind wohl einige Schreiben hin und her gegangen. Anfang des Jahren hatte ich dann die E-Mail im Postfach, dass ich 2250 Euro zurückerhalten würde. Die Verwaltung hatte sich auf 3500 Euro Entschädigung eingelassen. Man muss aber auch dazu sagen, dass es nicht zu einem Prozess kam. Die Verwaltung ist letztlich auf euer Forderungsschreiben eingegangen, wollte es anscheinend nicht auf eine Klage durch Euch ankommen lassen.

Habt Ihr mehr oder weniger Geld erwartet als Entschädigung?

Weder noch. Man hört ja immer im Netz, dass 70% bis 80% Mietsenkung auch gerechtfertigt sein können. Aber im Sommer trockneten die Stellen ja wieder weitestgehend ab. Am Ende haben wir 20% für die ganze Zeit rückwirkend erhalten. Das kam dann etwa auf dasselbe hinaus wie vier Monate ohne Miete, was ich zuerst persönlich gefordert hatte.

Was habt Ihr mit dem Geld gemacht?

(Lacht.) Das wird unser wasserführender Kamin. In unserem trockenen und heißgeliebten Altbauhaus von 1888, in dem wir seit Mai 2019 campieren und das wir bis heute sanieren.

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